Die 50 winkt

Wenn die SG Flensburg-Handewitt gegen Die Eulen Ludwigshafen mindestens einen Punkt holt, wären die Nordlichter in der Bundesliga zum 50. Mal hintereinander in eigener Halle ungeschlagen.  

In eigener Halle ist die SG eine Macht.
In eigener Halle ist die SG eine Macht. Foto: Lars Salomonsen
rm@fla.de
onsdag d. 21. april 2021 kl. 14.21

Flensburg. Handballer sagen gerne, dass sie auf Serien, Zahlen und Rekorde wenig geben und mit Ergebnissen aus der Vergangenheit für das nächste Spiel nichts anfangen können. Da machen die Akteure der SG Flensburg-Handewitt keine Ausnahme. Vor dem Duell mit Ludwigshafen (Donnerstag, 19 Uhr/live Sky) hält jedoch selbst Maik Machulla kurz inne und staunt über eine bemerkenswerte Leistung seiner Farben.

»Manchmal ertappe ich mich dabei und kann es kaum greifen, was wir hier in den letzten Jahren alles geschafft haben«, so Machulla, der dabei an diverse Rekorde, die beiden Meisterschaften und unzählige Siege denkt. »Ich habe als Trainer schon jetzt mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt habe. In erster Linie sind die Jungs für alles verantwortlich, aber es ist schön zu wissen, dass man ein Teil davon ist. Insgesamt sprechen solche Zahlen für den Charakter der Spieler und sagen mir, dass wir sehr viel richtig machen.«

Seit dem 10. Dezember 2017 (27:35 gegen den THW Kiel) hat die SG in der Bundesliga in der Flens-Arena nicht mehr verloren. Direkt nach der damaligen Derbypleite gab es ein 27:27-Remis gegen Hannover. Es folgten 44 Siege in Serie, bevor es am 21. Februar dieses Jahres beim - na klar, 27:27 - gegen den TBV Lemgo den ersten Punktverlust gab. Aber eine Niederlage war das immer noch nicht. Danach wurden Kiel, Leipzig und zuletzt der Bergische HC besiegt - macht 49 Heimspiele ohne Pleite. Oder: 3 1/4 Jahre, 40 Monate oder 1227 Tage ohne Niederlage. Der Begriff Heimstärke wurde genau für solche Serien erfunden.

»Die Flens-Arena ist ein wichtiger Faktor, vor allem wenn sie mit Fans gefüllt ist. Unsere Anhänger leben Handball, übertragen das auf die Ränge und somit auch auf uns auf der Platte. Es ist daher bemerkenswert, dass meine Mannschaft jetzt auch schon über einen längeren Zeitrum ohne Publikum derartig stabil in eigener Halle agiert«, so Machulla. 

Wenn nicht die Coronapandemie in der vergangenen Saison zum Abbruch geführt hätte, Flensburg hätten den 50er Meilenstein möglicherweise schon erreicht. Damals fielen vier Heimpartien aus. Und auch in der laufenden Spielzeit gab es mit den abgesagten Begegnungen gegen Magdeburg und Melsungen zwei Ausfälle im eigenen Handball-Wohnzimmer.

Doch auch so hat die SG ihren eigenen Rekord längst eingestellt. Unter Trainer Kent-Harry Andersson blieben die Flensburger in der Zeit vom 4. Oktober 2003 bis 18. Dezember 2005 einst 39 Mal hintereinander in eigener Halle unbesiegt. Diese Bestmarke hatte das Team von Machulla am 7. Oktober 2020 eingestellt (Sieg gegen Nordhorn) und vier Tage später mit einem weiteren Heimerfolg gegen Minden übertroffen. Seither wird die Serie ausgebaut. Mittlerweile nähert sich Flensburg sogar der Liga-Bestmarke der SG Wallau/Massenheim. In den 90er Jahren (14. Dezember 1991 bis 4. Februar 1996) blieb das Team einst 64 bzw. 68 (es gab seinerzeit noch vier Playoff-Partien) Heimspiele lang ungeschlagen (54 Siege, 10 Remis).

Bis dahin ist es für die SG noch ein weiter Weg und auch für zukünfitge Zahlenspiele haben die Handballer bekanntlich wenig übrig. Es steht immer nur das nächte Spiel an und in dem warten für die SG Ludwigshafen - und möglicherweise die 50. 

»Sie sind so etwas wie das Stehaufmännchen der Liga und man darf sie nie abschreiben. Ich hoffe, dass wir da weitermachen, wo wir gegen den BHC aufgehört haben. Wir haben derzeit viel Selbstvertrauen und wenn wir das einbringen, machen wir es gut. Wenn nicht, werden es knappe Spiele wie in Essen und die sind für meine Lebenserwartung nicht gut«, sagte Machulla, der wie zuletzt bis auf Lasse Møller, Jacob Heinl und Franz Semper (alle Knie) alle Spieler dabei hat. 




Seit dem 10. Dezember 2017 gab es in der Flens-Arena 47 Heimsiege und zwei Remis für die SG. Folgt gegen Ludwigshafen die 50. Bundesliga-Heimpartie ohne Niederlage? - Grafik: Eyla Boysen