Machulla: »Die EHF muss sich arg hinterfragen«

Der Trainer der SG Flensburg-Handewitt ist zufrieden mit dem Einsatz seiner Spieler bei der EM. Kritik übt er am europäischen Verband.

Maik Machulla zieht sein EM-Fazit.
Maik Machulla zieht sein EM-Fazit. Foto: Tim Riediger
rm@fla.de
mandag d. 31. januar 2022 kl. 7.01

Budapest. Ursprünglich wollte Maik Machulla das Final-Wochenende bei der EM in Ungarn besuchen. Doch wegen der Coronalage verzichtete der Coach der SG Flensburg-Handewitt auf einen Ausflug. Stattdessen war er im Januar gemeinsam mit Atheltiktrainer Michael Döring als Referent bei einem EHF-Mastercoach-Lehrgang in Kiel tätig, nahm die Vorbereitung in der Heimat mit den Nicht-EM-Fahrern und einigen Nachwuchstalenten auf und beobachtete die EM aus der Ferne. Dabei hatte er natürlich insbesondere seine elf SG-Schützlinge im Auge. Generell freute es ihn, dass niemand völlig platt vom Turnier zurückkommen dürfte. Und zudem war es für viele seiner Spieler auf die jeweils ganz eigene Art und trotz aller Corona-Problematik ein durchaus erfolgreiches Turnier.

Allen voran gilt das natürlich für Jim Gottfridsson und Hampus Wanne, die mit Schweden das Finale erreichten. Vor allem in Richtung Gottfridsson fand Machulla, der stets per SMS mit seinen Spielern im Austausch war, lobende Worte: »Vor allem gegen Norwegen hat man gesehen, welche Mentalität die Schweden und Jim haben. Sie geben nie auf und er nimmt in der entscheidenden Phase alles in die Hand. Seit Glenn Solberg Trainer ist, hat sich Jim als Leader nochmals weiterentwickelt. Zudem finde ich es gut, dass er nicht mehr die ganze Zeit spielen muss und Glenn mehr rotieren lässt.«

Die Dänen halten es ähnlich und auch hier lobte Machulla seinen Trainerkollegen Nikolaj Jacobsen, der die Belastung immer »gut steuert.« Machulla hob vor allem Simon Hald hervor. »Bei den Olympischen Spielen wurde er kaum eingesetzt, doch jetzt ist er Vielspieler geworden. Sicherlich auch, weil er bei uns enorm zugelegt und vor allem seine Beinarbeit verbessert hat.«

Ein wenig Sorgen bereitet Machulla, dass die Spieler darüber geklagt haben, kaum bis gar kein spezifisches Krafttraining gemacht zu haben. »Da müssen wir sehen, dass wir schnell wieder alle auf ein Level bringen.

Bei Johannes Golla muss sich der SG-Coach nicht sorgen. Der hat sich bereits bei ihm gemeldet und wollte wissen, wann er wieder trainieren dürfe. Wegen der vielen Corona-Fälle im DHB-Team bekam Golla nach seiner Rückkehr jedoch noch eine ganze Woche frei und viel Lob: »Er war zwar mehr Krisenmanager, aber er ist krisenerprobt, war meinungsstark, und Deutschland kann stolz sein, so einen Kapitän zu haben. Es war eine Prüfung für ihn, die er mit Bravour bestanden hat.

Benjamin Buric schied mit Bosnien-Herzegowina als erster und einziger Flensburger in der Vorrunde aus und wird diesen Montag im SG-Training zurückerwartet. Alle, die am Finalwochenende im Einsatz waren, auch Islands Teitur Einarsson, möchte Machulla erst am Sonntag, dem 6. Februar, zur ersten gemeinsamen Einheit wiedersehen. Am Montag ist nochmlas frei, bevor die Vorbereitung auf das erste Pflichtspiel am 10. Februar in Wetzlar ansteht.

Machullas EM-Fazit lautete: »Es war wichtig, dass das Turnier stattgefunden hat. Die EHF muss sich aber hinterfragen, ob alles getan wurde, um beste Bedingungen für alle Beteiligten zu bieten. Was ich von Leuten vor Ort gehört habe, scheint das nicht der Fall gewesen zu sein. Es gab keine Blase wie in Ägypten, wo es funktioniert hat. Im Fußball wäre es undenkbar, dass solche Bedingungen geherrscht hätten.«