Auch Hennes Nissen im Auge

Niclas Hildebrand ist Sportdirektor Beachvolleyball in Deutschland. Aktuell dreht sich für ihn alles um die Olympischen Spiele in Tokio, aber sein Blick geht auch zu den Stars von morgen. Auch aus Flensburg kommt ein großes Talent, so wie es der Funktionär einst selber war.

Hennes Nissen (r.) zieht es nach Berlin.
Hennes Nissen (r.) zieht es nach Berlin. Privatfoto
rm@fla.de
fredag d. 23. juli 2021 kl. 21.01

Flensburg /Tokio. Als Sportdirektor Beach- und Snow-Volleyball im Deutschen Volleyball-Verband (DVV) ist Niclas Hildebrand bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei. Als solcher hat er aber auch die potentiellen Stars von morgen und übermorgen im Blick.

In Schleswig-Holstein, genauer gesagt in Flensburg gab es zuletzt mit Bo Hansen und Hennes Nissen ein erfolgreiches Nachwuchs-Team. „Sie gehören zu den drei, vier besten Teams in ihrem Jahrgang“, so Hildebrands Urteil.


Gemeinsam mit Bo Hansen (l.) bildete Hennes Nissen ein erfolgreiches Team. - Foto: Flensburg Seahawks

Die Wege von Hansen und Nissen werden sich jedoch trennen, da letzterer nach Berlin geht (wir berichteten). 

»Ich hatte vor zwei Jahren schon die Möglichkeit dazu und habe jetzt einfach noch mehr Lust auf Beachvolleyball«, so Nissen, der sich sowohl auf als auch neben dem Platz weiterentwickeln möchte. »In Berlin habe ich ganz andere Trainingsmöglichkeiten und wohne alleine, bin daher auch auf mich gestellt.« Der 16-Jährige muss zwar in Kauf nehmen, dass er nach dieser Saison seinem Beach-Partner Bo Hansen auf Wiedersehen sagen muss und in Berlin noch drei statt zwei Jahren Schule vor sich hat, aber er sagt sich: »Wenn dann jetzt«. Nissen meint: »Wenn ich erst nach der Schule gehe, habe ich vielleicht schon den Anschluss verpasst.« Und das möchte er nicht. Er hat den Traum einmal Profi zu werden, geht die Dinge jedoch »entspannt« an und will sich auch in Tokyo bei den Besten etwas abschauen.

Sein Wechsel nach Berlin ist jedenfalls ein Schritt, den Hildebrand begrüßt, auch weil der Verband Nissen diesen bereits mehrfach ans Herz gelegt hatte. Nur mit den entsprechenden Trainingsumfängen lässt sich die Profikarriere tatsächlich einschlagen und selbst das ist noch keine Garantie für Erfolg.

„Laura Ludwig ist ein Übertalent. Julius Brink hingegen war eher ein Arbeiter und konnte sich vor allem quälen und darum geht es beim Beachen ganz viel. Es ist bei allen Jugendlichen immer die Frage, wie gut sind sie wirklich und wie gut sind sie, wenn sie in den Erwachsenen-Bereich wechseln. An dem Punkt zählt mehr als nur Talent. Es geht um Ehrgeiz, Wille und Leidenschaft, außerdem muss man verletzungsfrei bleiben“, so Hildebrand, der ganz genau weiß wovon er spricht.

An dem Punkt zählt mehr als nur Talent. Es geht um Ehrgeiz, Wille und Leidenschaft, außerdem muss man sich quälen können. Beim Beachvolleyball geht es viel um Quälen und man muss verletzungsfrei bleiben.

Niclas Hildebrand, Sportdirektor Beachvolleyball und ehemaliger Junioren Beach-Nationalspieler.

Als Athlet hatte er einst die Spiele 2004 in Athen und vier Jahre später in Peking im Auge. Hildebrand trainierte hart, war talentiert und gehörte Anfang der 2000er Jahre zu den besten deutschen Nachwuchs-Spielern. Mit dem Kieler David Klemperer, der am Ende 2008 in China dabei war, duellierte er sich in der Jugend auf Augenhöhe. Doch kurz bevor Hildebrand 2000 seinen Sportförderplatz in Eckernförde antreten konnte, beendete zwei Blutgerinsel im Unterarm seine Karriere, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

„Ich weiß nicht, ob es bei mir gereicht hätte. Aber David Klemperer ist in Peking Fünfter geworden. Darüber habe ich oft nachgedacht, wobei es mittlerweile weniger wird.“

Er sattelte um, studierte Sport in Kiel (2001 bis 2006), spielte zum Spaß Fußball beim TSV Kronshagen, hielt sich später mit Triathlon fit und schlug eine Trainer- bzw. Funktionärs-Laufbahn ein. Er coachte u. a. Laura Ludwig und Sara Niedrig (ehemals Goller) eine Zeit lang erfolgreich und war auch als Trainer am Olympia-Stützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein aktiv. Seit drei Jahren ist er der erste hauptamtliche Sportdirektor Beachvolleyball – und als solcher erfüllt er sich nun den Traum von den Olympischen Spielen.

Ich weiß nicht, ob es bei mir gereicht hätte. Aber David Klemperer ist in Peking Fünfter geworden. Darüber habe ich oft nachgedacht, wobei es mittlerweile weniger wird.

Niclas Hildebrand, Sportdirektor Beachvolleyball und ehemaliger Junioren Beach-Nationalspieler.


Niclas Hildebrand (links) hält große Stücke auf Hennes Nissen. - Foto: Conny Kurth/DVV