Handball
Finn-Ole Martins
Am Sonntag (15.30 Uhr) empfängt der TSV Nord Harrislee den Bundesligisten HL Buchholz 08-Rosengarten – den Vizepokalsieger des letzten Jahres. Unter anderem im Aufgebot der Luchse: Maj Nielsen.Die 19-Jährige wuchs handballerisch bei der HSG Handewitt/Nord Harrislee auf, bevor sie 2018 zum Buxtehuder SV wechselte. Dort entwickelte sie sich zur Junioren-Nationalspielerin, im Sommer nahm sie an der U19-EM teil. Seit letztem Jahr spielt sie in Buchholz in der Bundesliga.
Maj, wie geht es dir?
Danke, gut. Ich habe ja zehn Tage Pause hinter mir, weil mir die Weisheitszähne gezogen wurden. Das habe ich aber gut hinter mich gebracht und bin wieder voll im Training.
Dann steht dem Pokalkracher ja nichts mehr im Weg. Wächst die Aufregung vor der Rückkehr?
Schwierig zu sagen. Bei mir kommt die Aufregung meist erst beim Aufwärmen und dem Einlaufen in die Halle. Mit dem Anpfiff legt sie sich dann. Doch diesmal könnte das anders werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Nervosität schon bei der Ankunft vor der Halle einstellt. In Flensburg und Harrislee habe ich mein Handballspielen gelernt, das wird daher ziemlich aufregend.
Welche Gedanken gingen dir durch den Kopf, als die Partie gelost wurde?
Da habe ich mich sehr gefreut. Es war ganz lustig, zwei Tage vorher hatte ich mich mit Freunden aus Harrislee und Buxtehude getroffen und schon aus Spaß prophezeit, ob wir nicht gegeneinander spielen werden. Das ist für mich das erste Spiel, bei dem auch ein Großteil meiner Familie - zum Beispiel meine Großeltern - endlich zusehen kann. Daher wird das ein besonderer Nachmittag.
Auch, weil du zu einigen Harrislee-Spielerinnen noch Kontakt hast?
Na klar. Mit Leonie Mettner habe ich ja in Buxtehude zusammengespielt. Jane und Johanna Andresen kenne ich beide noch aus der Jugend, Matilda Pleger kenne ich auch noch.
Apropos Buxtehude: Du warst 15 bei deinem Wechsel. Warum so früh der Schritt von zu Hause weg?
Ich wollte unbedingt Abwechslung und Buxtehude war da die naheliegende Option. Mein Bruder Bo ist zeitgleich zu Hause ausgezogen, und da dachte ich mir: Jetzt können wir Mama und Papa auch gleich ganz allein lassen. (lacht) Weil meine Mutter früher auch hochklassig gespielt hat, hat sie sich gut mit der Entscheidung abfinden können. Außerdem war die Entfernung nicht weit.
Nicht nur diesen Schritt hast du früh absolviert, früh war auch dein erster Einsatz in der Bundesliga.
Und der hat mich fast überrumpelt! Da war ich 17. Der erste Kontakt mit Luchse-Geschäftsführer Sven Dubau stand im März 2020. Da war Buchholz noch ein Zweitligist und für mich klar: Ich möchte den nächsten Schritt gehen. Doch dann rief mich Sven an und sagte: Wir haben die Möglichkeit, in die erste Liga aufzusteigen und werden sie nutzen. Das hat mich überrascht, nach einigen Gesprächen mit meiner Familie aber habe ich auch diese Herausforderung angenommen. Und es war die richtige Entscheidung. Ich gehe in Buxtehude zur Schule, trainiere in Buchholz – die 30 Minuten Fahrt sind für mich kein Hindernis. Mittlerweile habe ich das Gefühl, angekommen zu sein. Für uns ist jedes Spiel in der Bundesliga aufregend, weil wir eben noch nicht so lange dabei sind. Ich fühle mich unglaublich wohl hier.
Gibt es trotzdem etwas, das du an Flensburg vermisst?
Auf jeden Fall das Wasser. Das war echt schwer, als ich mich im Sommer mit Freibädern zufrieden geben musste. (lacht)
Du hast schon deinen Bruder Bo vom TSV Altenholz angesprochen. Was kann er von dir lernen und umgekehrt – obwohl ihr auf unterschiedlichen Positionen unterwegs seid?
Genau, er spielt ja auf Rückraum Mitte, ich auf Rechtsaußen. Daher würde ich sagen: Ich kann mir alles abgucken, was er mit der rechten Hand spielt, er kann viel von meiner linken Hand lernen.
Zurück zum Pokalspiel: Warum wird es in Harrislee schwer für euch?
Weil Harrislee eine unglaublich gute Mannschaft hat. Bisher haben sie sich in der zweiten Bundesliga gut verkauft, wir tun uns in der Bundesliga aktuell schwer. Aber klar ist auch, der Pokal ist ein anderer Wettbewerb. Ich würde keinem Team die Favoritenrolle zuschieben. Nur weil wir Bundesliga spielen, heißt das nichts. Das wird spannend.
Ihr kennt die Underdog-Rolle ja aus der letzten Saison, als ihr euch gegen Mannschaften wie Leverkusen und Oldenburg durchgesetzt habt und bis ins Finale kamt.
Das war wirklich verrückt. In der Liga haben wir gegen beide verloren, im Pokal dann gewonnen. So viel zum anderen Wettbewerb. Der Pokal ist immer wieder ein Bonus. Wir haben gesehen, wir können auch gegen Große etwas reißen. Wir kamen durch die Hintertür, wir wurden oft unterschätzt.
Im Halbfinale konntet ihr überraschend gegen Blomberg gewinnen und den Finaleinzug bejubeln. Wie schwer ist es, sich abends schon wieder aufs Endspiel fokussieren zu müssen?
Der Jubel war natürlich grenzenlos. An dem Tag hat alles gepasst, wir hatten die Leistungsträgerinnen von Blomberg extrem im Griff. Für uns war das wie der Pokalsieg, das mussten wir im Hotel abends erst einmal realisieren. Damit hat niemand gerechnet. Am nächsten Tag hatten wir mit Bietigheim dann einen zu starken Gegner, aber es war trotzdem ein unfassbar schönes Wochenende. Das würden wir natürlich gern wiederholen.
Dafür muss ein Sieg in Harrislee her, damit ihr anschließend wieder feiern könnt.
Daraus wird leider nichts, zumindest aus Letzterem. Ich muss nach dem Spiel direkt nach Hause, ich schreibe am Montag Vor-Abitur in Deutsch. Das werden harte sechs Stunden.
Härter als ein Pokalspiel in Harrislee?
Tatsächlich, ja. (lacht) In dem Fach bin ich nicht das Ass.
