Personalsorgen trüben die Erfolgsserie
Die SG Flensburg-Handewitt gastiert im letzten Auswärtsspiel des Jahres in Balingen und möchte ihre Siegesserie ausbauen. Ob Johannes Golla und Emil Jakobsen dabei helfen können, ist fraglich. Der junge Daniel Wuzzela steht im kleinen Kader, der noch andere Fragezeichen bereit hält. Bei Gøran Johannessen könnte eine OP anstehen.

Foto: Lars Salomonsen
Flensburg. Es herrschte hektische Betriebsamkeit. Dr. Torsten Ahnsel ging in den Katakomben der Flens-Arena auf und ab. Entweder hatte er sein Handy am Ohr oder er war auf der Suche nach Maik Machulla. Während der Trainer der SG Flensburg-Handewitt beim souveränen 27:19 (13:8)-Erfolg seines Teams gegen den TBV Lemgo Lippe einen sportlich entspannten Abend verlebt hatte, war der Teamarzt vor, während und nach der Partie extrem gefordert. Einmal mehr musste er angeschlagene Handballer behandeln und für Freitag genaue Untersuchungen in die Wege leiten.
Bereits beim Aufwärmen hatte sich Emil Jakobsen an der linken Wade verletzt. »Plötzlich war er in der Kabine und wurde behandelt«, so Machulla, der während des Aufwärmens seiner Mannschaft stets in der Umkleide bleibt. »Er hat es versucht, aber es ging nicht«, so sein Coach hinterher. Sekunden vor dem Anwurf hatte Jakobsen noch einmal Kontakt zu Ahnsel aufgenommen, in der 17. Minute saß der dänische Weltmeister neben dem Mediziner auf der Bank. Nach einem Konter humpelte er Richtung Bank und signalisierte, dass er raus müsse. Der Linksaußen kam zwar nochmal für einen Siebenmeter zurück aufs Feld, mehr ging aber nicht. Da mit Hampus Wanne (private Gründe) auch der zweite Außen fehlte, durften sich nacheinander Gøran Søgard Johannessen und Johannes Golla auf ungewohntem Terrain versuchen.
Golla war neben Jakobsen der zweite Unglücksvogel beim sechsten Liga-Sieg der SG in Folge. Bereits in der zehnten Minute musste er ausgewechselt werden. »Ich bin unglücklich auf die Hand und ein Gegenspieler ist mir noch draufgefallen«, beschrieb Golla nach dem Spiel jene Szene, als er sich verletzte. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hatte ein Eispack unterm Verband an seiner rechten, der Wurfhand. »Hoffentlich ist es nicht so schlimm«, meinte Machulla und konnte am Freitag leichte Entwarnung geben. »Sein Knochen ist zum Glück heil, aber er kann aktuell nicht greifen. Ob er uns sportlich helfen kann, müssen wir sehen.« Gollas Einsatz wird sich ebenso kurzfristig entscheiden wie der von Jakobsen. Da Wanne auch am Sonntag nicht dabei ist, hat die SG vorsorglich den jungen Daniel Wuzzela mit in den Kader genommen. »Wir haben aber auch andere Möglichkeiten«, so Machulla. Johannessen, dessen Leistenbeschwerden weiterhin vorhanden sind, dürfte die erste Wahl sein. Auf Außen muss der Norweger weniger Seitwärtsbewegungen machen als im Rückraum. Und das tut seiner Leiste gut, wie er am Donnerstag sagte.
»Ich merke es noch. An manchen Tagen geht es, an anderen nicht«, so der 27-Jährige, der vor wenigen Spielen sein Comeback gegeben hat. Damit sich sein Zustand möglichst bald dauerhaft ändert, wird er erneut einen Spezialisten aufsuchen. Sogar eine Operation steht im Raum. Während der Spieler selber meinte: »Ich weiß nicht, was passiert«, zieht Machulla diese Option nun in Betracht. »Vielleicht müssen wir doch mal reingucken. Ansonsten werden wir auch dem Spieler gegenüber nicht gerecht. Aktuell hilft er uns jedenfalls nicht weiter und ist nicht der Gøran, den wir kennen, weil er sich viel mit seiner Verletzung beschäftigt.« Bleibt die Frage, warum die konservative Behandlung nicht früher beendet wurde? Seit einem Jahr plagt sich Johannessen nun mit den Leistenbeschwerden herum. Eine Zeit, in der die SG immer wieder und vor allem lange auf Spieler verzichten musste. Aktuell fehlen immer noch Lasse Møller und Magnus Rød (beide Knie) für länger. Marius Steinhauser (Adduktoren) soll am Sonntag wieder im Kader stehen und auch bei Franz Semper kann laut Machulla die Einsatzzeit weiter gesteigert werden. Bei Aaron Mensing (Sprunggelnek) gilt es, »zu schauen«.
Egal wer bei der SG aufläuft, in Balingen wollen die Nordlichter den Aufwärtstrend der letzten Wochen fortsetzen und Rang drei, den sie mit dem Sieg im Nachholspiel gegen Lemgo eroberten, verteidigen. Dazu bedarf es laut Machulla wie zuletzt einer »guten Abwehrarbeit« inklusive entsprechendem Torwartspiel. Kevin Møller konnte seine Glanzleistung und die 19 Paraden vom Leipzig-Erfolg nochmal toppen und hielt gegen den TBV sogar 20 Bälle (53,9 Prozent gehaltene Würfe). »Es läuft gut bei uns«, so der Däne, der genau wie sein Trainer findet, dass das Zusammenspiel der Keeper mit den Vorderleuten immer besser wird. Anton Lindskog ersetzte Golla glänzend und stelle Machulla zufrieden. Ebenso Simon Hald, den der Coach seit Wochen »in Topform« sieht. »Schön zu hören«, so der dänische Nationalspieler, der wie seine Teamkollegen findet, dass die SG nach schweren Wochen zu Saisonbeginn nun da ist, wo sie »hin wollte« - leistungsmäßig. Von der Tabelle her geht noch mehr und deshalb meinte Hald: »Wir wollen auch die letzten drei Spiele in diesem Jahr gewinnen.« Los geht es in Balingen, bevor die Heimpartien gegen Melsungen und Magdeburg anstehen. Wird die Zielsetzung von Hald erfüllt, würde die SG das Titelrennen noch vor dem Jahreswechsel wieder spannend machen und auch Teamarzt Ahnsel könnte mal etwas durchschnaufen.
Ruwen Möller
rm@fla.de
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