Weinhold hört auf
Der Kieler Steffen Weinhold tritt aus der deutschen Nationalmannschaft zurück. Uwe Gensheimer ebenfalls. Hendrik Pekeler pausiert und Johannes Bitter ist nur noch auf Abruf für Einsätze bereit.
Kiel/Tokio. Er hatte es bereits unmittelbar nach dem Aus bei den Olympischen Spielen gegenüber unserer Zeitung angedeutet und jetzt ist es offiziell: Steffen Weinhold hat nach dem Tokio-Turnier seinen Rücktritt aus der Handball-Nationalmannschaft erklärt. Neben dem Rückraumspieler vom deutschen Meister THW Kiel wird auch Kapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen Bundestrainer Alfred Gislason nicht mehr zur Verfügung stehen. Weinholds Club-Kollege und Abwehrchef Hendrik Pekeler will eine längere Pause vom Nationalteam einlegen und lässt künftige Einsätze für die DHB-Auswahl offen. Torwart-Oldie Johannes Bitter, der zur neuen Saison zum Aufsteiger HSV Hamburg zurückgekehrt ist, möchte nach der verpassten Olympia-Medaille in Tokio nur noch im Notfall einspringen. All dies gab der DHB in einer Pressemitteilung am Donnerstag bekannt.
“Für Deutschland zu spielen, war mir immer eine Ehre. Ich bin dankbar für die Zeit und verbinde viele unvergessliche und prägende Erlebnisse mit der Nationalmannschaft. Die Prioritäten verschieben sich nun hin zu meiner Familie”, sagt Weinhold, der von 2012 für Flensburg und seither für den THW Kiel spielt und mit beiden Vereinen die Champions League gewonnen hat. 2016 holte er mit Pekeler bei den Olympischen Spielen in Rio die Bronzemedaille; zuvor hatten Weinhold und Pekeler bereits die Europameisterschaft gewonnen. Beim Turnier in Tokio zählten die beiden Kieler zu den wenigen Spielern, die ihr volles Leistungspotential ausgeschöpft haben. Weinhold spielte sein bestes Turnier seit Jahren und sagte nach dem Viertelfinal-Aus: “Ich hatte natürlich in meinem Kopf, dass es wohl meine letzten Olympischen Spiele sind und desahlb tut es umso mehr weh. Mit etwas mehr Glück hätten wir weiter kommen können.”
Der 35-jährige Weinhold durchliefen mit Gensheimer gemeinsam die Nachwuchs-Nationalmannschaften des DHB. Herausragende Stationen waren 2006 der Gewinn der U20-Europameisterschaft mit DHB-Trainer Martin Heuberger und im Jahr darauf Silber bei der U21-WM. Steffen Weinhold debütierte 2008 in der A-Nationalmannschaft und bestritt 137 Länderspiele mit 336 Toren.
»Ich blicke mit Stolz und Dankbarkeit auf eine lange Zeit beim Deutschen Handballbund zurück und werde die damit verbundenen Erlebnisse niemals vergessen«, so Gensheimer. DHB-Präsident Andreas Michelmann bedankte sich bei allen Spielern. »Alle vier sind Gesichter unserer Sportart, haben das Publikum begeistert und viele Kinder motiviert«, sagte er.
Die Nationalmannschaft steht damit vor einem personellen Umbruch. Auch wenn er viele gute Jahre im Team hatte sowie DHB-Kapitän war, der 34-jährige Gensheimer spielte bei den letzten Turniere nur noch eine unglückliche Nebenrolle. Sportlich schwerer wiegt für Gislason jedoch der Verlust von Weltklasse-Abwehrspieler Pekeler (30) und Rückraumspezialist Weinhold (35), auch der mittlerweile 38-jährige Bitter ist noch immer einer der besten deutschen Torhüter. In Zukunft dürften Spieler wie Flensburgs Johannes Golla und der gebürtige Flensburger Juri Knorr noch mehr in den Fokus rücken. Auch SG-Spieler Franz Semper könnte nach seiner Kreuzbandverletzung wieder ein DHB-Kandidat werden.
dpa/Ruwen Möller
sport@fla.de
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