Belanglos hier - bedeutsam dort
Während Johannes Golla mit Deutschland gegen Russland nur noch um die Ehre spielt, steht für Schweden um Jim Gottfridsson, Hampus Wanne und Glenn Solberg gegen Norwegen alles auf dem Spiel.

Foto: Marijan Murat/dpa
Bratislava. Die Gefühlslage der beteiligten Akteure von der SG Flensburg-Handewitt hätte nach dem 25:21 (12:10)-Sieg von Schweden gegen Deutschland bei der Handball-EM natürlich nicht unterschiedlicher sein können. Während Johannes Golla das Aus mit dem DHB-Team beklagen musste, haben sich Jim Gottfridsson und Hampus Wanne mit Schweden in Stellung für ein Halbfinal-Ticket gebracht. Auf dem Weg dorthin wartet am Dienstag (20.30 Uhr/TV2 Play/Livestream Sportdeutschland.tv) ein skandinavischer Handball-Klassiker, das Duell mit Nachbar Norwegen, die am Sonntag Spanien mit 27:23 bezwungen haben. Deutschland trifft zuvor (18 Uhr/live ZDF und TV2 Play) auf Russland und kann maximal noch Rang vier in der Hauptrunde belegen.
»Wie in den letzten Spielen sind wir sehr enttäuscht, vielleicht sogar noch etwas mehr, weil wir bis zum Ende dran waren und es in eigener Hand hatten«, so Golla nach der dritten deutschen Hauptrunden-Niederlage in Folge. »Wir müssen aber auch anerkennen, dass Schweden in der Breite den qualitativ besser besetzten Kader hatte und nochmal wechseln konnte.« Golla sah vor allem die eigenen Fehler im Angriff als Ursache für die Niederlage.
Vor Motivationsproblemen gegen die Russen hat der SG-Kreisläufer, mit 23 Toren bester DHB-Torschütze und mit 288 Einsatzminuten der Vielspieler schlechthin, jedoch keine Angst. »Natürlich wird es eine Herausforderung für jeden einzelnen, aber ich bin da positiv, dass die Mannschaft es schafft. Unser Ziel ist es schließlich, sich mit einem Sieg zu verabschieden«, so Golla. Für ein endgültiges Fazit sei es in seinen Augen noch zu früh, aber er sagte bereits: »Sportlich fehlt nicht viel. Wir müssen konstanter werden, ansonsten habe ich viele junge Spieler gesehen, die es mit dieser Nationalmannschaft weit bringen können.« Dabei hat Golla noch gar nicht unbedingt die nächste EM, das Heim-Turnier im Kopf, sondern sagte: »Vielleicht sind wir nächstes Jahr schon weiter und gewinnen mal ein Spiel in der Hauptrunde oder schaffen eine Überraschung. Die Heim-EM bleibt aber das große Fernziel.«
In 2023 ist Schweden gemeinsam mit Polen Gastgeber der WM und dürfte vor eigenem Publikum, wie auch bei dieser EM, eine gute Rolle spielen. Dienstag gegen Norwegen kann der Vizeweltmeister mit einem Sieg sicher ins Halbfinale einziehen.
Und das ist das klare Ziel von Gottfridsson und Co. Der Spielmacher, der gegen Deutschland drei Treffer erzielte, sieht bei seinen Mannen nach einem »guten Länderspiel« noch mehr »Steigerungspotenzial«. Und das dürfte laut Schwedens norwegischem Trainer Glenn Solberg gegen seine Landsleute auch nötig sein. Zwar war der ehemalige Flensburger auch zufrieden, vor allem mit dem Sieg und der Abwehrarbeit gegen Deutschland. Er sagte jedoch auch: »Gegen Norwegen wird es ein hartes Spiel. Es sind zwei gute Mannschaften und die Tagesform wird wohl entscheiden. Beide Teams wollen viel laufen und beide stellen eine gute Abwehr.«
Für ihn persönlich sei es natürlich ein »besonderes« Aufeinandertreffen. Aber er sagte auch: »Wenn es losgeht, ist alles vorbei und ich kann die Emotionen zur Seite legen. Dann möchte ich nur das Spiel gewinnen, schließlich steht das Halbfinale auf dem Spiel - auch wenn es gegen Norwegen geht.«
Ruwen Möller
rm@fla.de
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