Besondere Vorbereitung, besondere Umstände - besonderes Spiel
Auch bzw. gerade wegen der von Corona geprägten EM ist das Duell Deutschland gegen Schweden für Mattias Andersson außergewöhnlich. Der Schwede mit Flensburger Vergangenheit ist DHB-Torwarttrainer und als solcher aktuell mehr denn je gefordert.

Bratislava. Als Spieler war Mattias Andersson für seine besonders akribische Vorbereitung auf jedes Spiel bekannt. Er galt als Perfektionist. Der Torwarttrainer Andersson ist nicht weniger ehrgeizig und möchte immer »das Beste«, auch wenn die Corona-Pandemie es bei der Europameisterschaft in der Slowakei und Ungarn besonders schwierig macht.
»Wir versuchen trotzdem immer, das Maximum herauszuholen, auch wenn das Maximum diesmal vielleicht nicht mit dem sonstigen Maximum zu vergleichen ist«, so Anderssons Devise.
Gesprochen haben wir den Schweden vor dem Hauptrunden-Spiel der Deutschen gegen Spanien (23:29), wohlwissend, dass sich die Situation bei dieser EM stündlich ändern kann und vor dem Duell der DHB-Auswahl am Sonntag (18 Uhr/live ARD und TV2 Play) gegen Schweden am Freitagabend auch noch das Spiel gegen Norwegen anstand.
Andersson war in seinen Vorbereitungen noch gar nicht beim Duell mit seinen Landsleuten. Auch ohne Corona denkt er immer nur an das nächste Spiel und bei diesem Turnier ganz besonders.
Einen Einblick in seine Arbeit gab es dennoch und apropos: ein »besonderes Spiel« wird das Duell mit seinem Heimatland immer sein. »Es ist nicht das erste Mal, in der Olympia-Qualifikation haben wir auch schon gegen Schweden gespielt, aber klar, diese Partie ist besonders für mich«, so der 150-fache schwedische Nationalspieler.
Dass während des Turniers die beiden etatmäßigen Keeper, Andreas Wolff und Till Klimpke, plötzlich mit Corona ausfielen und zuerst Johannes Bitter sowie anschließend Daniel Rebmann nachnominiert wurden, stellte Andersson vor große Herausforderungen.
»Zum einen, weil Johannes und Daniel nicht in der Vorbereitung dabei waren, und zum anderen, weil wir hier vor Ort aktuell gar nicht mehr richtig trainieren können«, so Andersson, der die Spielvorbereitung teilweise per Digitalschalte oder erst beim Spiel in der Halle macht. »Bei Johannes ist es kein Problem, ihn kenne ich, aber mit Daniel hatte ich vorher noch nie zusammengearbeitet«. Als dieser im letzten Vorrundenspiel gegen Polen noch gar nicht vor Ort war, sprang Andersson sogar beim Aufwärmen vor der Partie ein. »Es war der Wunsch der Mannschaft, damit sie mit zwei Torleuten die gleichen Abläufe wie immer hatte«, so der 43-Jährige, der drei Jahre nach seinem Karriereende bei der SG Flensburg-Handewitt im vergangenen Oktober nochmal ein Comeback gab. Er sprang beim THW Kiel ein, wo er ebenfalls als Torwarttrainer tätig ist. An eine Blitzeinbürgerung für das DHB-Team hatte aber niemand gedacht, wie Andersson mit einem Schmunzeln verriet.
Wie und wieso die deutsche Auswahl derart heftig von Corona betroffen ist, findet Andersson »unerklärlich«, sagt aber auch, dass eine »Bubble« wie vor einem Jahr bei der WM in Ägypten wohl die bessere Lösung gewesen wäre.
Hoffnung macht ihm, dass es sowohl Klimpke als auch Wolff »eigentlich gut geht«. So oder so, Andersson wird die deutschen Torhüter - wie auch immer sie am Sonntag heißen - bestmöglich vorbereiten.
Ruwen Möller
rm@fla.de
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