Zu spät aufgewacht

Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt unterliegen mit 28:23 (14:8) in Veszprém und warten somit weiter auf den ersten Sieg in der diesjährigen Königsklasse. Lichtblicke waren Keeper Benjamin Buric und Neuzugang Teitur Einarsson. Zudem erzielte Lasse Svan einen historischen Treffer. Im Angriff blieben die Norddeutschen aber lange vieles schuldig.

Lasse Svan ist nun ewiger Rekord-Feldtorschütze der SG.
Lasse Svan ist nun ewiger Rekord-Feldtorschütze der SG. Foto: Lars Salomonsen
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torsdag d. 21. oktober 2021 kl. 20.20

Flensburg. Nach einer über weite Strecken schwachen Angriffsleistung hat die SG Flensburg-Handewitt mit 28:23 (14:8) bei Veszprém verloren. Damit bleiben die Flensburger Letzter in der Vorrunden-Gruppe B und warten auch nach dem fünften Spieltag auf den ersten Sieg im Europacup in der Saison 2021/22. Es gab allerdings auch einige wenige Lichtblicke im SG-Spiel, die aber insgesamt erst viel zu spät in die Partie fand. 

Der Champions-League-Sieger von 2014 begann mit Benjamin Buric im Tor. Dazu bekamen diesmal auf den Außenpositionen Marius Steinhauser und Emil Jakobssen das Vertrauen. Am Kreis agierte zunächst Johannes Golla und neben ihm in der Abwehr im Innenblock Anton Lindskog. Den Rückraum bildeten die drei Rechtshänder Jim Gottfridsson, Aaron Mensing und Mads Mensah Larsen, wobei letztgenannter die ungeliebte Position im rechten Rückraum einnehmen musst.

Von Beginn an gerieten die Gäste unter Druck und hatten vor allem im Angriff, im Positionsspiel erhebliche Probleme. Es dauerte bis zur neunten Minute, bevor Mensah Larsen das erste SG-Tor gelang. Zu dem Zeitpunkt hatte Veszprém, das mit dem Ex-Flensburger Rasmus Lauge startete, bereits vier Mal getroffen. In der Folge entwickelte sich eine einseitige Partie. Die Hausherren gaben den Ton an und hatten in Rodrigo Corrales einen starken Rückhalt im Tor. Die Flensburger konnten sich bei Buric bedanken, dass sie zur Pause nur mit 14:8 hinten lagen. Der Bosnier stand seinem spanischen Gegenüber in nichts nach und war bester Flensburger. Seine etlichen Paraden konnten die Offensivprobleme aber nicht kompensieren. 

Nachdem die erste Auszeit (6:1/11.) nicht gefruchtet hatte, nahm Maik Machulla bereits kurz darauf - Lauge hatte soeben zum 10:3 (16.) getroffen - bereits seine zweite Timeout-Pause. Auf dem Weg zum Kreis fauchte Golla seine Teamkollegen an: »Das ist viel zu wenig.« Sein Coach sah das ähnlich, stellte im Angriff auf 7 gegen 6 mit zwei Kreisläufern (Simon Hald kam nun ins Spiel) um und brachte in der Abwehr Julius Meyer-Siebert. »Wir brauchen mehr Aggressivität«, forderte der SG-Trainer noch.

Doch mit einem Mann mehr im Angriffsspiel wurde es nicht besser, sogar das Gegenteil trat ein. Die Gäste standen sich nun auf den Füßen, wussten überhaupt nicht was zu tun ist und verloren weiterhin einen Ball nach dem anderen. Insgesamt wirkte der SG-Angriff überfordert, überhastet, wenig eingespielt, noch weniger flüssig, einfallslos und statisch. Jim Gottfridsson versuchte alles aus dem Stand zu machen, Mensah kam als Rechtshänder im rechten Rückraum kaum zum Zuge, Aaron Mensing mühte sich, leistete sich aber auch extrem viele Fehler. Neuzugang Teitur Einarsson musste bei seinem Debüt nach wenigen Sekunden und einem Fehlpass wieder auf die Bank. Verletzungen und die Ausfälle von einigen Stammspielern hin oder her, es passte einfach nicht viel zusammen bei der SG. Vor allem die berüchtigten Kreuzbewegungen im Angriff der Nordlichter fanden auch heute kaum statt.

Historisches Tor von Svan

Im zweiten Durchgang kamen Hampus Wanne und Lasse Svan ins Spiel. Machulla hatte im Vorfeld angekündigt, die Kräfte mehr verteilen zu wollen, ohne dabei etwas abzuschenken. Er hielt Wort und brachte nun auch Einarsson erneut ins Spiel. Diesmal kam der Isländer gut rein und erzielte gleich sein erstes Tor für die SG.

Svan traf kurz darauf zum 18:11 (37.) und sorgte für einen historischen Moment. Er erzielte seinen 2394 Pflitchspieltreffer für die SG. Da er 20 davon per Siebenmeter geworfen hat, war es sein 2374 Feldtor und damit hat er nun seinen Landsmann Lars Christiansen überholt und ist neuer Rekordhalter im Verein.

Doch das war nur eine Randnotiz. Es lief weiterhin nicht bei Svans Farben. Nach dem 20:11 (39.) nahm Machulla schon wieder eine Auszeit. Jim Gottfridsson, der zuvor einige Fehler im Spielaufbau hatte und völlig ausgebrannt wirkte, ging auf die Bank. Mensah Larsen agierte nun als Mittelmann. Jetzt zeigte die SG endlich was sie drauf hat. So traf nun Simon Hald, der im erstzen Durchgang noch zwei Großchancen liegen gelassen hatte. Und vor allem Teitur Einarsson stellte unter Beweis, warum er verpflichtet wurde. Der Isländer schwang sich zum besten Feldspieler auf und war am Ende mit fünf Toren auch erfolgreichster Werfer der Nordlichter. Er konnte sich voll auf den Angriff konzentrieren, weil hinten Michael Müller für Entlastung sorgte.

Und die SG kämpfte sich Mitte der zweiten Halbzeit auf 23:18 (46.) heran und verkürzte kurz vor Spielende sogar einmal auf 27:23. Letztlich ging ein weiteres Vorhaben von Machulla, die Abwehr zu stabiliseren, in Teilen auf. 28 Gegentore sind weiterhin zu viele, um ein solches Spiel zu gewinnen, aber es waren immerhin deutlich weniger als zuletzt in Magdeburg (33) oder Kielce (37). Allein diesmal wollte der Angriff nicht richtig.

STATISTIK

Veszprém -  SG Flensburg-Handewitt 28:23 (14:8)

Veszprém: Corrales, Cupara - Fathy Omar 4, Nenadic 3, Maqueda 1, Nilsson 1, Ligetvari 2, Marguc 3, Lauge 4, Strlek 7/1, Lukacs, Blagotinsek 1, Mahé, Ilic, Lekai, Sipos 2

SG Flensburg-Handewitt: Buric, Møller - Golla 2 , Hald 2, Svan 2, von Oettingen n. e., Wanne 3/1, Meyer-Siebert, Steinhauser, Mensah Larsen 1, Gottfridsson 2, Müller, Jakobsen 2, Mensing 4, Einarsson 5, Lindskog

Zuschauer: 5019 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Radojko Brkic/Andrei Jusufhodzic (Österreich)

Siebenmeter: 1/1:1/1

Zeitstrafen: -/5 (Lindskog 3, Hald, Mensing)

Rote Karte: Lindskog (58./dritte Hinausstellung)