Jubel, Trubel und Enttäuschung

Die SG Flensburg-Handewitt spielte gegen die HBW Balingen-Weilstetten furios, musste am Ende aber einen jubelnden THW Kiel beobachten.

Saisonfinale mit der SG.
Saisonfinale mit der SG. Foto: Lars Salomonsen
tif@fla.de
søndag d. 27. juni 2021 kl. 18.52

Flensburg. Der 38:26-Sieg der SG Flensburg-Handewitt gegen die HBW Balingen-Weilstetten war schon lange in trockenen Tüchern und doch blieb die Mannschaft, bei gespenstischer Ruhe, auf dem Feld.

Ein TV-Gerät in einer der Spielfeldecken zog die Mannschaft der SG in ihren Bann. Das Spiel des THW Kiel in Mannheim bei den Rhein-Neckar Löwen war noch nicht beendet und somit die Meisterschale noch nicht vergeben. Entsprechend kauerte die Mannschaft vor dem Fernseher, während die Fans in der Halle am Handy den Liveticker verfolgten.

Während die Enttäuschung der Spieler in deren leeren Blicken greifbar wurde nach dem 25:25-Remis des THW in Mannheim und der damit verpassten Meisterschaft, schalteten die Fans in der Halle direkt um. Mit rhythmischem Klatschen zeigte die Halle der Mannschaft ihre Anerkennung.

Als Lasse Svan wenige Minuten später das Mikrofon in die Hand nahm, um abschließende Worte für die Saison zu finden, zitterte seine Stimme:

»Dankeschön für eine verrückte Saison. Wir waren lange ohne euch Fans, aber wir haben Euch immer gespürt, auch wenn Ihr nicht in die Halle kommen konntet. Wir sind verdammt stolz, solche Fans zu haben. Außerdem bin ich unglaublich stolz auf die Mannschaft«, so Svan, ehe die Stimme endgültig ihren Dienst versagte.

Vorgeschmack
auf das Spiel

Einen Stimmungsvorgeschmack bekamen die Akteure der SG Flensburg-Handewitt bereits eine knappe Stunde vor dem Spielbeginn, als Mads Mensah Larsen und Henning Fritz als erste die Katakomben in Richtung Halle verließen und von den bereits zahlreich erschienenen Fans mit ausdauerndem Applaus begrüßt wurden. Keine Frage, die Fans waren schon vor dem Spiel ausgesprochen heiß.

Standing Ovations gab es ebenfalls schon vor dem Anpfiff. Ein Konfettiregen landete auf dem Spielfeld, und dass bei der SG wirklich jeder mit anpackt, zeigte sich dort. Sei es Geschäftsführer Dierk Schmäschke, Trainer Maik Machulla oder Legende Holger Glandorf, alle sorgten dafür, dass die Partie ohne viel Verzögerung starten konnte - und die Fans feierten auch das gebührend mit entsprechenden Sprechchören.

Dass die Mannschaft gegen heillos unterlegene Balinger von Beginn an komplett auf dem Gaspedal stand, feuerte die heiße Stimmung der Flens-Arena zusätzlich an. Bis zur Pause hatte sich die Heimmannschaft eine 24:12-Führung erspielt und die Halle dankte es mit pausenloser gesanglicher Unterstützung. »Wer nicht hüpft, der ist ein Kieler«, ist ein Teil des Repertoires der SG-Fans. Viel mehr wäre auch bei mehr als 2300 zugelassenen Zuschauern nicht gegangen.

Dass es am Ende nicht für den Titel reichte, machte den Fans in der Halle nichts aus. Bei der Verabschiedung von Henning Fritz, Magnus Jøndal, Torbjørn Bergerud, Alexander Petersson und Magnus Holpert gab es noch ausreichend Grund zum Schmunzeln und auch für die ein oder andere Träne.

Die Mannschaft hatte vorab für ein Video für jeden Spieler mit persönlichen Worten gesorgt, die für Heiterkeit, aber auch Wehmut sorgten. Dabei unterstrich Jacob Heinl, »es wird keine dritte Abschiedsrede von mir geben«. Das SG-Urgestein musste allerdings kräftig um seine Stimme kämpfen.

Henning Fritz hingegen konnte es kaum glauben, dass er in seiner Karriere nochmal von SG-Fans gefeiert werden würde.

Als sich am Ende die Halle leerte, fand auch das Lächeln langsam seinen Weg zurück in die Gesichter der Flensburger Spieler. Im nächsten Jahr wird es in jedem Fall einen neuen Anlauf geben.