So bitter war es noch nie

Die SG Flensburg-Handewitt hat das Final 4 verpasst und sich trotz großer Moral schwer enttäuscht aus der Königsklasse verabschiedet. Die Reaktionen in Worten und Bildern.

Champions League-Aus der SG gegen Aalborg.
Champions League-Aus der SG gegen Aalborg. Foto: Sebastian Iwersen
rm@fla.de
torsdag d. 20. maj 2021 kl. 8.01

Flensburg. Maik Machulla sprach davon, dass »Erwachsene Männer in der Kabine geweint haben« und er als Trainer der SG Flensburg-Handewitt den bislang »bittersten« Moment überhaupt erlebt hatte. Kapitän Lasse Svan, ganz offensichtlich einer derjenigen, bei dem Tränen geflossen waren, zeigte sich so enttäuscht wie noch nie. Das Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Aalborg hatte bei der SG tiefe Wunden hinterlassen.

Die Reaktionen nach dem Spiel

Maik Machulla, Trainer der SG: Wir sind schwer enttäuscht, haben das ganze Spiel über immer weiter gekämpft, hatten gute Phasen, besonders in der zweiten Halbzeit. Jetzt sind die Jungs in der Kabine schwer angeschlagen, aber wir müssen nach vorne schauen. Heute und morgen sind wir noch enttäuscht, aber am Sonntag beim Abschlusstraining zum Melsungen-Spiel werden meine Jungs den Blick wieder nach vorne richten und bereit sein werden.

Wir sind in dieser Saison wirklich hart getroffen was Verletzungen betrifft und die Grenze ist tatsächlich erreicht. Wenn uns Benjamin Buric jetzt länger ausfallen sollte, wird es natürlich hart. Eigentlich darf nichts mehr passieren. Aber wenn ich in diesem Verein etwas gelernt habe, dann: je enger es wird, desto breiter wird die Brust und enger rücken wir zusammen. 

Die Jungs haben eine unglaubliche Qualität und das wir so eine Leistung abrufen ist auch dem Anspruch an uns selbst geschuldet. Wir sind super reingekommen. Ich habe ihnen gesagt - auch in der Pause noch - das die Partie erst vorbei ist, wenn abgepfiffen ist. Wir hatten immer Möglichkeiten. Es galt Aalborg unter Druck zu setzen und das Momentum auf unsere Seite zu bringen. Sie hatten alles zu verlieren und wir alles zu gewinnen. Wir haben es fantastisch gemacht, sind vielleicht etwas zu früh mit sechs Toren in Führung gegangen da ging es zu schnell. Da war ein Angriff, bei dem Lasse Svan keinen Siebenmeter bekommt, wir hätten auf sieben weggehen können, Aalborg kam da leider zu schnell zurück. 

Ich bin aber sehr stolz auf mein Team. Das bin ich immer, aber heute extrem, weil ich gesehen habe, dass sie alles für einander gegeben haben. Wenn ich sehe, dass Erwachsene Männer, die schon alles gewonnen haben, jetzt in der Kabine sitzen und weinen, dann ist das sehr hart. Es tut mir sehr weh sie so zu sehen. Aber Sport ist auch hart, man kann nicht immer nur feiern.

Für mich persönlich ist es die bitterste Niederlage meiner Trainerlaufbahn. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals so enttäuscht war. Vor ein paar Jahren beim Aus in Montpellier waren wir einfach schlecht, dass kann ich besser akzeptieren. Aber: Wir sind 2018 und 2019 jeweils im Viertelfinale ausgeschieden und am Ende Deutscher Meister geworden. Also hoffe ich, dass aller guten Dinge drei sind.

Lasse Svan, SG-Kapitän: Wir scheiden aus, weil wir im ersten Spiel verlieren. Uns fehlt Effektivität, vor allem im ersten Spiel. Natürlich haben wir heute die Chance, um es doch noch zu schaffen, aber da fehlt uns auch etwas Cleverness, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ich bin wahnsinnig enttäuscht, weil es mir sehr viel bedeutet. Es bedeutet auch viel für die Jungs in der Kabine und darum finde ich es ärgerlich, dass wir uns selber nicht mit der Final4-Teilnahme belohnen. Wir haben in dieser Saison in der Champions League einfach so gut gespielt. Es hat nichts damit zu tun, dass wir gegen Dänen ausgeschieden sind. Wir hatten gute Chancen weiterzukommen und deshalb tut es unglaublich weh.

Mads Mensah Larsen, SG-Rückraumspieler: Ich finde wir scheiden aus, weil wir in Aalborg nicht gut genug waren. Auch heute gab es Möglichkeiten, aber im ersten Spiel lassen wir zu viel liegen.

Es ist schon die ganze Saison so, dass wir immer wieder Leute ersetzen mussten. Die die können, spielen und geben alles was sie haben. Immerhin stand ein Final4 in Köln auf dem Spiel, daher ist die ENttäuschung jetzt riesig. 

Aalborg war gut vorbereitet, hat gut und mit wenig Fehlern gespielt. Außerdem haben sie kühlen Kopf bewahrt, als es darauf ankam.

Simon Hald, SG-Kreisläufer: Im ersten Spiel waren wir nicht fokussiert genug. Die Einstellung war zudem diesmal besser. Auch diesmal haben wir wieder zehn Minuten benötigt, um reinzukommen und es ist extrem äregerlich, dass wir in beiden Spielen den Start verschlafen. Es wäre etwas einfacher gewesen wenn wir in Aalborg mehr Tore erzielt hätten, dann wäre es heute nicht so schwer geworden. Trotzdem kommen wir gut zurück und am Ende sind es Kleinigkeiten, die entscheiden und das macht es umso bitterer.

In der Pause haben wir uns gesagt, dass wir weiter kämpfen und an unser Konzept glauben müssen. Es war klar, dass sie auch irgendwann nervös werden, leider war es am Ende nicht genug, weil uns beim 26:20 auch etwas Kynismus gefehlt hat, um alles zu entscheiden. Da machen wir einige Fehler und Aalborg ist einfach gut darin, diese zu bestrafen. Dann geht es schnell und das ist natürlich sehr enttäuschend. In der Phase hätten wir etwas mehr Ruhe bewahren müssen, aber es sind Details und ich denke wir können viele Situationen finden, die wir besser hätten machen können.

Wir wollten unbedingt nach Köln und schauen, wozu es dort reicht. Wir haben eine tolle Champions League-Saison gespielt und eigentlich nur ein Spiel verloren. Aber Lob an Aalborg, sie haben es gut gemacht. Es tut aber noch mehr weh, wenn man so eine gute Serie gespielt hat, jetzt auszuscheiden. Aalborg traue ich in Köln einiges zu. Sie haben gegen uns bewiesen, dass sie alle schlagen können. Sie sind sicher nicht Favorit, aber die Rolle passt ihnen und mit etwas Glück können sie auch dort etwas erreichen.