Nordfrauen suchen Antworten

Auf dem Papier sind die Handballerinnen des TSV Nord Harrislee Profis, in der Realität sieht die Welt aber anders aus. Andreas Lemke, Abteilungsleiter Handball beim TSV, hat entsprechend alle Hände voll zu tun, um auf die vielen offenen Fragen Antworten zu finden.

Andreas Lemke hat als Abteilungsleiter Handball beim TSV Nord Harrislee, derzeit alle Hände voll zu tun.
Andreas Lemke hat als Abteilungsleiter Handball beim TSV Nord Harrislee, derzeit alle Hände voll zu tun. Foto: Martin Ziemer
tif@fla.de
mandag d. 2. november 2020 kl. 16.03

Harrislee. Eigentlich hatte Andreas Lemke sich ein verlängertes Wochenende und damit einen freien Montag gegönnt, doch der Abteilungsleiter Handball beim TSV Nord Harrislee hatte kaum Zeit durchzuatmen. Die Fragen nach den Beschlüssen und Verordnungen des Bundes und des Landes, wo lediglich der Profi-Bereich seinen Sport unter bestimmten Bedingungen weiter ausüben darf, halten Lemke in Bezug auf das Aushängeschild, die Handballerinnen des TSV Nord in der 2. Bundesliga, in Atem.

Das fängt für Andreas Lemke schon mit der leidigen Frage nach der Kategorisierung an, ob die Nordfrauen Profis sind oder nicht.

»Auf dem Papier sind wir Profis, zumindest besagt das die Bescheinigung der Handball-Bundesliga Frauen (HBF), die wir bekommen haben«, muss der Abteilungsleiter Handball schmunzeln - und das kommt auch nicht von ungefähr. 

Auf dem Papier sind wir Profis, zumindest besagt das die Bescheinigung der Handball-Bundesliga Frauen (HBF), die wir bekommen haben.

Andreas Lemke, Abteilungsleiter Handball TSV Nord Harrislee

Zwar hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) festgelegt, dass alle Kaderathlet/innen sowie die 1. bis 3. Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten unter die Definition »Profisport« fallen, aber die Realität sieht bei den Nordfrauen, wo alle Spielerinnen nebenher noch studieren, zur Schule gehen oder einem Beruf nachgehen, ganz anders aus.

»Es muss ja laut unserer Landesverordnung ein Testkonzept vorliegen. Was damit genau gefordert wird, steht dort allerdings nicht. Reicht es, bei Verdachtsfällen zu testen, oder braucht es regelmäßige Testungen? Bei regelmäßiger Testung wäre das auch ganz klar eine finanzielle Belastung, die nur schwer zu schultern sein dürfte«, so Lemke, der den Montagvormittag bereits mit den anderen Verantwortlichen beim TSV Nord Harrislee verbracht hat, um Pläne zu entwickeln.

Die Drähte beim Handballchef des TSV Nord glühen an diesem Tag. »Ich muss da kurz ran gehen. Das ist der HVSH, das ist ganz wichtig«, unterbricht Andreas Lemke kurz das Gespräch mit  Flensborg Avis. Viel schlauer ist Lemke danach aber nicht geworden, wie er verrät. »Es sieht so aus, dass eine Entscheidung zu Testung und wenn ja, wie, von der HBF getroffen werden muss. Da haben wir noch in dieser Woche eine Telefonkonferenz, die dann hoffentlich mehr Klarheit bringt«, so Lemke, dem dabei auch die Zeit im Nacken sitzt. Geht es nach dem Spielplan der 2. Bundesliga müssten die Nordfrauen am kommenden Sonnabend zum HSV Solingen-Gräfrath. Ohne Training in dieser Woche wäre das kaum möglich, eine zeitnahe Klärung sei deshalb auch unabdingbar.

Corona-Soforthilfe fraglich

Die Bundesregierung hat für den Profi-Sport einen Rettungsschirm »Corona-Soforthilfeprogramm« mit einem Volumen von 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Daraus wurden bisher aber lediglich rund 19 Millionen Euro abgerufen. Dabei lagen 245 Anträge vor, von denen bisher nur 80 einen positiven Bescheid erhalten haben. Dennoch wurde die Antragsfrist vom ursprünglich 31. Oktober nochmal bis zum 11. November verlängert. Natürlich hat sich auch der TSV Nord Harrislee mit dem Thema schon beschäftigt, wie Andreas Lemke erklärt. Doch die Erfolgsaussichten auf Unterstützung sind für die Nordfrauen wohl gering.

»Wir haben uns damit schon auseinandergesetzt und die Bedingungen beleuchtet. Da die Nordfrauen aber Teil des Gesamtvereins und keine GmbH sind und es dem Verein finanziell noch gut geht, dürften wir nicht in Frage kommen für das Hilfspaket. Unsere Finanzfachleute schauen nochmal genau drauf, aber das ist leider der vorläufige Eindruck«, so Lemke, der wenig Hoffnung auf Unterstützung aus dieser Richtung hat.