Einblicke aus einer anderen Perspektive

Nane Sibbersen hat in der 2. Bundesliga beim TSV Nord Harrislee im Tor gestanden und als Teamguide schon zwei Endrunden miterlebt. Bei der Handball-Weltmeisterschaft in Ägypten hat die 29-Jährige nun als Journalistin für den Internationalen Handballverband (IHF) gearbeitet und den Kampf um eine sichere Internetverbindung genauso erlebt wie das Essen ganz alleine. 

Nane Sibbersen hatte einen guten Blick auf das Spiel von ihrem Arbeitsplatz in der Halle.
Nane Sibbersen hatte einen guten Blick auf das Spiel von ihrem Arbeitsplatz in der Halle. Foto: Privat
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mandag d. 25. januar 2021 kl. 8.28

Kairo. Zehn Tage Ägypten hört sich zunächst nach einem netten Urlaub an. In Zeiten von Corona könnte man allerdings pikiert die Nase rümpfen, doch für Nane Sibbersen waren es keine Tage, um die Füße hochzulegen. Ganz im Gegenteil. Die ehemalige Torhüterin des TSV Nord Harrislee (2. Bundesliga) ist im Land der Pharaonen einer wichtigen Aufgabe bei der Handball-Weltmeisterschaft nachgegangen.

»Ich war als Journalistin des internationalen Handballverbandes (IHF) da und habe die Vorrunde in Alexandria abgedeckt. Ich habe die Vor- und Nachberichte für die Gruppen C und H geschrieben. Zudem auch noch ein paar Interviews mit Trainern und Spielern geführt«, berichtet Nane Sibbersen Flensborg Avis einen Tag nach ihrer Rückkehr aus Ägypten.

Die Herausforderungen, die die Mannschaften mit den Gegebenheiten vor Ort hatten, erlebte die gebürtige Niebüllerin nicht, auch wenn in Zeiten von Corona kaum etwas normal lief.

Nichts auszusetzen

»Ich war in Alexandria und hatte dort überhaupt nichts auszusetzen. Das Soziale ist halt weggefallen, das Team der IHF vor Ort war aber super nett und hat das aufgefangen. Ich habe mich trotz der Umstände sehr wohl gefühlt. Die Testfrequenz wurde schnell nach oben gesetzt und ich wurde auch jeden Tag getestet«, fühlte sich Nane Sibbersen sicher, denn: »Ich war viel auf dem Zimmer und beim Essen habe ich alleine gesessen. Insgesamt war mein Aktionsradius natürlich durch die Bedingungen eingeschränkt. Eben Hotelzimmer, Essen und die Arena«, so Sibbersen, die daran aber nichts auszusetzen hatte, auch wenn der Abdruck der zu tragenden Maske am Abend noch deutlich im Gesicht sichtbar war.

»Ich habe an sechs Tagen alle Spiele der Gruppen H und C gemacht und war so von 15 bis 21 Uhr in der Halle. Das war anstrengend, hat aber auch mega viel Spaß gemacht«, erzählt die 29-Jährige, die zuletzt auf Handballentzug war: »Das letzte Mal, dass ich Handball live in der Halle gesehen habe, war bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr. Deshalb habe ich das auch genossen, auch wenn es unter besonderen Umständen war.« 

Nur einmal zu Beginn ihrer Tätigkeit in Ägypten, rutschte das Herz in die Hose. Die Internetverbindung in der Halle machte Zicken - ein Horror-Szenario für jeden Journalisten und auch für Nane Sibbersen. »Es wurde sich aber sofort drum gekümmert. Das lief gut«, schmunzelt die gebürtige Niebüllerin.


Nane Sibbersen war in einer unglaublich großen Hotelanlage untergebracht. - Foto: Privat

Endrundenerfahrung

 Überraschend ist die Frohnatur aus dem hohen Norden nicht zu ihrem Job bei der Handball-Endrunde gelangt. Nane Sibbersen hat bereits den Job als Teamguide bei zwei Endrunden inne gehabt. Die da geknüpften Bände waren auch für das Engagement in Ägypten förderlich.

»Das war jetzt aber meine erste journalistische Erfahrung bei einer Endrundei. Bei der Europameisterschaft 2019 in Norwegen, Schweden und Österreich war ich als Teamguide für Deutschland zuständig und bei der Frauen Weltmeisterschaft 2017 in Deutschland für Dänemark«, so die 29-Jährige, die einfach Spaß am Handball, auch aus unterschiedlichen Perspektiven, hat.

Schwerer Vergleich

Vergleiche zwischen den Endrunden zu ziehen, fällt Nane Sibbersen aber schwer. Zu unterschiedlich waren ihre Aufgabenfelder. Dennoch »war jede der drei Endrunden eine coole Erfahrung« für das Nordlicht, das am meisten Spaß bei ihrer ersten Endrunde als Journalistin mit den Geschichten um die Spiele herum hatte.

»Ich habe mit Velimir Petkovic, dem Trainer der Russen, und Remi Doi, dem Kapitän Japans, Interviews geführt und das war richtig spannend. Mit Doi war es halb englisch halb japanisch und eine echte, aber lustige Herausforderung. Das Kennenlernen der Charaktere dahinter und deren Geschichten zu erzählen, macht unglaublich viel Spaß. Das waren meine schönsten Erlebnisse«, erzählt Nane Sibbersen, der diesmal kein größerer Fauxpas unterlaufen ist, wie sie lachend feststellt. Bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr hatte Sibbersen Julius Kühn in der Halbzeit des Spieles zwischen Deutschland und Weißrussland in der Kabine eingesperrt, aber auch wieder befreit.

Entsprechend positiv fällt das Fazit von Nane Sibbersen von ihren Erlebnissen bei der Weltmeisterschaft in Ägypten aus: »Auch wenn es ohne Zuschauer war, hat es dem Handballspiel an sich nicht geschadet. Das war erneut der beste Sport der Welt.«

Ganz sicher war es nicht das letzte Mal, dass Nane Sibbersen bei einer Handball-Endrunde aufgetaucht ist. In welcher Funktion es beim nächsten Mal ist, bleibt aber noch abzuwarten.