Der stolze Papa Christian Neidhart

Mittwoch wartet ein großer Fußballtag auf die Familie Neidhart, die eine Flensburger Vergangenheit hat. Vater Christian trifft mit Rot-Weiß Essen im DFB-Pokal auf Holstein Kiel. Sohnemann Nico ist in der 3. Liga mit Hansa Rostock beim VfB Lübeck gefordert. 

Christian Neidhart ist seit Saisonbeginn Cheftrainer bei Rot-Weiß Essen.
Christian Neidhart ist seit Saisonbeginn Cheftrainer bei Rot-Weiß Essen. Foto: Roland Weihrauch/dpa
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tirsdag d. 2. marts 2021 kl. 18.11

Essen/Flensburg. Sie haben »fast täglich Kontakt« erklärt Christian Neidhart und erwartet, dass sein Sohn Nico auch am Mittwochabend »irgendwann durchklingeln« wird. »Wir sprechen meist über Hansa und RWE«, so Neidhart, Trainer von Rot-Weiß Essen (Regionalliga West) und stolzer Papa von Nico (FC Hansa Rostoock, 3. Liga).

Mittwochabend werden sie einiges zu besprechen haben, denn während Junior Neidhart bereits um 17 Uhr in einem Nachholspiel der 3. Liga mit dem FC beim VfB Lübeck um weitere wichtige Aufstiegspunkte kickt, ist sein Senior im DFB-Pokal unterwegs. Nach dem sensationellen 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen im Achtelfinale, trifft RWE auf Holstein Kiel, die bekanntlich ebenso überraschend den FC Bayern München aus dem Wettbewerb geworfen haben.

Es wartet also ein großer Fußballtag gegen Gegner aus Schleswig-Holstein auf die Familie Neidhart, die eine Flensburger Vergangenheit hat. Christian Neidhart spielte Mitte der 90er Jahre erst für Flensburg 08 und später für den TSV Nord Harrislee. In dieser Zeit, genauer am 27. September 1994, kam auch sein Sohn Nico an der Förde zur Welt.

Neidhart denkt gerne an diese Zeit zurück. »Wir haben noch viele Freunde in Flensburg und guten Kontakt dort hin«, so Neidhart vor Jahren, als er, damals noch als Coach des SV Meppen, in der Regionalliga Nord beim SC Weiche Flensburg 08 gastierte. Der Kontakt zu einem der Vorgängervereine, Flensburg 08, entstand seinerzeit über Bernd Hansen, heute Trainer in Satrup. In Osnabrück hatten die beiden Offensivspieler gemeinsam in der 2. Liga gekickt.

Neidhart reiste mit seiner Frau in den hohen Norden, um sich dort umzusehen. Es gefiel ihnen. “Dieses Familiäre, die Umgebung - wir haben uns wohl gefühlt”, erinnert sich Neidhart, der nach wie vor mit Bernd Hansen in Verbindung steht. 1994 wechselte Neidhart zum damals aufstrebenden TSV Nord Harrislee. “Ich erinnere mich gerne an Nord und natürlich an Harald Uhr”, sagt er. “Ingesamt war es eine sehr schöne Zeit, an die ich mich gerne zurück erinnere.”

Wie der Vater so der Sohn

Seinem Sohn hat er ganz offensichtlich einiges an Talent mit in die Wiege gelegt, auch wenn Christian Neidhart stolz sagt: »Nico hat sich in seiner Karriere alles selbst erarbeitet. Sicherlich hat es hier und da geholfen, dass sein Vater auch in dem Geschäft unterwegs ist. So konnte er sich immer den ein oder anderen Tipp abholen, aber ich habe im immer gesagt: wichtig ist, was dein Trainer dir sagt. In Rostock bekommt Nico vertrauen und zahlt es mit Leistung zurück. Als Verteidiger kann er noch mehr an seinen Offensiv-Qualitäten arbeiten, aber das ist schon alles seht gut.«

Hansa und vor allem seinem Sohn ganz persönlich traut Neidhart, der selber 68 Zweitliga-Einsätze vorweisen kann, den Sprung in die 2. Liga zu. »Als wir seinerzeit mit Meppen in die 3. Liga aufgestiegen sind, habe ich gesagt: jeder einzelne hätte das vielleicht nicht geschafft, aber wir als Team schon. So ähnlich ist es in Rostock. Als Gemeinschaft können sie den Sprung schaffen und könnten sich dann auf der Bühne 2. Liga präsentieren. Bei Hansa wurde vieles richtig gemacht, auch und gerade in Corona-Zeiten«, lobt Christian Neidhart die Rostocker.

Selber kämpft er mit Rot-Weiß Essen, wo er seine erste Saison als Trainer bestreitet, um den Sprung in die 3. Liga. Er sieht durchaus Parallellen zwischen dem Traditionsclub in Rostock und seinem eigenen im Ruhrpott.

»In beiden Vereinen ist viel los, es gibt viele Fans und wenn einem der Aufstieg gelingt, kann man sich ein Denkmal setzen«, so Neidhart, der aktuell mit RWE genau wie Hansa auf Rang zwei lauert. Im Gegensatz zu Rostock ist Essen auch noch im Pokal dabei.

Sensationssieger unter sich 

RWE empfängt am Mittwoch den Bayern-Schreck aus Kiel zum Viertelfinale im Pokal. Im Falle eines weiteren Sieges wären die Essener der erst zweite Viertligist im Halbfinale - nach dem 1. FC Saarbrücken im Vorjahr. Erstmals seit 27 Jahren steht der Cup-Sieger von 1953 im Viertelfinale. Die schon sicheren zwei Millionen Euro schließen im Corona-Jahr alle Lücken im Sieben-Millionen-Etat.

»In beiden Vereinen ist viel los, es gibt viele Fans und wenn einem der Aufstieg gelingt, kann man sich ein Denkmal setzen«.

Christian Neidhart über Parallelen zwischen RW Essen und Hansa Rostock.

»Ich habe das Hotel in Berlin schon bestellt«, sagte Trainer Christian Neidhart nach dem 2:1 gegen Leverkusen mit Blick auf das Finale - freilich augenzwinkernd. Schon oft war er als Tribünengast beim Pokalfinale in der Hauptstadt, auch schon mit seinem Sohn Nico. 

Wenn beide Neidharts aufsteigen würden, gäbe es nächste Saison zwar kein Familien-Duell in der 3. Liga, aber damit könnten sie wohl leben. Erstmal steht jedoch der Mittwoch an und der wäre laut Neidhart Senior perfekt, wenn »Nico sich mit Hansa durch einen Sieg oben festbeißt« und RWE »die Pokal-Sensation« schafft. »Sie spielen schon um 17 Uhr, wir erst um 18.30 Uhr. Nico kann also vielleicht noch ein bisschen von unserem Spiel sehen und am Abend werden wir dann sicherlich noch telefonieren«, so Christian Neidhart.

FAKTEN

Christian Neidhart

Verein: Rot-Weiß Essen (Regionalliga West, 2. Platz)

Position: Trainer

Geboren in: Braunschweig (1. Oktober 1968)

Stationen: u. a. Eintr. Braunschweig, VfL Osnabrück, Flensbrug 08 (1992-94), TSV Nord Harrislee (1995/96), Chengdu (China); als Trainer: VfB Oldenburg, BV Cloppenburg, SV Wilhelmshaven, SV Meppen (2013-2020; Aufstieg in die 3. Liga), RW Essen (seit 2020)