Kiwitt zurück im Ring

Knapp 20 Monate lang hat Freddy Kiwitt keinen Kampf mehr absolviert. Sonnabend endet die Zwangspause.

Freddy Kiwit steigt wieder in den Ring.
Freddy Kiwit steigt wieder in den Ring. Foto: Lars Salomonsen
sport@fla.de
fredag d. 20. august 2021 kl. 11.59

Flensburg. Freddy Kiwitt blickt seinem Comeback mit einer Mischung aus Tatendrang und Lampenfieber entgegen. »Ich glaube, ich werde nach langer Zeit sogar mal wieder nervös werden«, sagte der Profiboxer mit dem Kampfnamen »Pretty Boy« gegenüber Flensborg Avis. Zugleich betonte er: »Es freut mich total, dass ich endlich wieder in den Ring steigen kann.«

 Rund 20 Monate sind vergangen, seit Kiwitt in London gegen den Briten Luther Clay die dritte Niederlage seiner Karriere kassierte. Im vergangenen Jahr fielen alle geplanten Auftritte des Flensburgers aufgrund der Corona-Pandemie aus. Die Titel als Europa-Champion der World Boxing Organization (WBO) und als Kontinentalmeister der African Boxing Union (ABU) gingen verloren, weil er sie zu lange nicht verteidigte.  Nun kann Kiwitt endlich neuen Anlauf nehmen. Diesen Samstag (ab 17 Uhr/Livestream fite.tv für 12,99 US-Dollar), drei Tage vor seinem 31. Geburtstag, trifft er im Universum Gym am Hamburger Fischereihafen auf Octavian Gratii aus Moldawien. Das Weltergewichtsduell gehört zum Vorprogramm des Hauptkampfes zwischen den Schwergewichtlern Zhan Kossobutskiy (Kasachstan) und Joey Dawejko (USA). Aufgrund der strengen Hygienemaßnahmen dürfen bei der Veranstaltung, die gegen 17 Uhr beginnen soll, keine Zuschauer live vor Ort dabei sein.

 Für Kiwitt ist das über sechs Runden angesetzte Aufeinandertreffen mit Gratii ein »Aufwärmkampf», mit dem er sich wieder für höhere Aufgaben und Titelkämpfe empfehlen will. Mit seiner Bilanz von 17 Siegen (zehn durch K.o.) aus 20 Kämpfen geht »Pretty Boy» als Favorit in den Vergleich mit dem Moldawier, dessen Statistik (sieben Siege, ein Remis, 14 Niederlagen) deutlich weniger angsteinflößend wirkt. Allerdings ließ Gratii jüngst im Juli mit einem Erfolg durch Technischen Knockout über den bis dahin ungeschlagenen Franzosen Loris Barberio aufhorchen. Für den Osteuropäer war es bereits der sechste Kampf in diesem Jahr. Seit Kiwitts Niederlage gegen Clay hat Gratii insgesamt sogar schon zehnmal im Ring gestanden, wobei er nur zweimal gewinnen konnte. Kiwitt, der erstmals seit Juli 2016 wieder in Deutschland boxt, erwartet einen «hochmotivierten und durchtrainierten» Kontrahenten, den er auf Distanz halten und mit schnellen Kombinationen auskontern will. Er weiß, dass Gratii in seinen 22 Profikämpfen noch nie K.o. gegangen ist. 

»Ich peile einen Punktsieg an, aber wenn sich eine Gelegenheit bietet, versuche ich, den Kampf vorzeitig zu beenden.« Andererseits könne er jede Runde gut gebrauchen, »da ich so lange nicht aktiv gewesen bin«.

Zurück in Flensburg

Die achtwöchige Vorbereitung auf das Comeback musste Kiwitt nach dem Umzug mit seiner mittlerweile fünfköpfigen Familie im Mai von London nach Flensburg (Mürwik) komplett ohne seinen weiterhin in der britischen Metropole lebenden Coach Lee Manuel absolvieren. Obwohl das nicht optimal gewesen sei, fühlt er sich dank intensiver Trainingseinheiten im Hamburger Universum Gym und bei der Fight Academy in Flensburg »selbstbewusst und fit«. Auch im Home Gym floss viel Schweiß. Regie führte dort Kiwitts Verlobte, Jutima Saengram, wie »Pretty Boy« selbst Personal Trainer. Ihre ursprünglich in Thailand geplante und wegen Corona verschobene Hochzeit soll nun voraussichtlich in Dänemark nachgeholt werden. Kiwitt hofft, »dass das in den nächsten Wochen klappt«. Ob ihn die feierliche Zeremonie mit seiner langjährigen Lebensgefährtin nervöser macht als das bevorstehende Box-Comeback, bleibt abzuwarten.